Kurse nach Themen
Die Kenntnis der Ideengeschichte des Abendlandes hilft uns, aktuelle Krisen, Probleme und Diskussionen besser zu verstehen. Der mehrsemestrige Kurs über die Geschichte der Philosophie soll dem Zweck dienen, diese Kenntnis zu vertiefen, und damit allzu verkürzte Sichtweisen, denen man immer öfter begegnet, etwas entgegenzusetzen. Der Kurs soll keine Darstellung verstaubter Theorien und Denker sein, sondern will die Frage nach dem Bezug „alter Ideen“ zu aktuellen Ereignissen stellen. Wir beginnen mit der Antike und der Frage: Ist sie wirklich die vielbeschworene „Wiege der Demokratie“? Auftreten werden die Vorsokratiker, Sokrates selbst, Platon, Aristoteles, Epikur, die Stoiker und andere.
Die Behauptung, der Sport sei nicht politisch, ist vielfach widerlegt: Bei sportlichen Großereignissen wie den Olympischen Spielen erkennt man schnell, dass Sport und Politik auf das Engste miteinander verwoben sind. Der Sport wird für politische und staatliche Ziele und Propaganda missbraucht, kämpft aber selbst auch mit „politischen“ Problemen wie Korruption und Doping. Großveranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft sorgen zunehmend für gesellschaftspolitische Diskussionen, weil sie vermehrt an autoritäre und diktatorische Länder vergeben werden. Unser Vortrag möchte die Historie der „Politisierung des Sports“ nachzeichnen und gegenwärtige Fragestellungen diskutieren. Simon Moritz ist Diplom-Politologe und selbstständiger Dozent in der politischen Erwachsenenbildung.
Die individuelle Verfolgung von Kriegsverbrechen ist ein vergleichsweise junges Kapitel der internationalen Politik: Erst seit 2002 verfolgt der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag weltweit schwere Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Den Grundstein dafür gelegt hatte unter anderem das 1993 gebildete „Jugoslawien-Tribunal“, das bis 2017 zahlreiche Kriegsverbrecher der Jugoslawien-Kriege der Gerechtigkeit der Justiz zuführen konnte. Dennoch hat die internationale Strafgerichtsbarkeit noch mit vielen Herausforderungen zu kämpfen: So erkennen Großmächte wie die USA und China das Gericht bis heute nicht als Vertragsstaaten an. Unser Vortrag soll die Historie der internationalen Gerichts- und Strafgerichtsbarkeit nachzeichnen und die Chancen und Grenzen der globalen Verfolgung von Kriegsverbrechern darlegen. Simon Moritz ist Diplom-Politologe und selbstständiger Dozent in der politischen Erwachsenenbildung.
Der Krieg in der Ukraine dauert auch mehr als zweieinhalb Jahre nach Russlands Überfall am 24. Februar 2022 weiter an. Im Zuge des Krieges wird immer deutlicher: Putins Feldzug ist strategisch eingebettet in ein wildes Sammelsurium an Narrativen, Weltbildern, Verschwörungserzählungen und systematischer Geschichtskittung. So instrumentalisiert Putin den Krieg als „Fortsetzung des großen vaterländischen Krieges gegen den Faschismus“, verleiht erzkonservativen Gesellschaftsbildern Verfassungsrang und gibt im Zusammenspiel mit der orthodoxen Kirche dem russischen Großmachtanspruch eine beinahe „göttliche“ Legitimation. Unser Vortrag soll Putins krudes Weltbild entwirren, die politische Strategie hinter dieser „Ideologie“ aufdecken und damit zum besseren Verständnis der gegenwärtigen Konfrontation mit Putins Regime beitragen. Simon Moritz ist Diplom-Politologe und selbstständiger Dozent in der politischen Erwachsenenbildung.
Auf politischer Ebene gab es viele Signale: Die Ukraine, derzeit noch in einem Krieg gegen den Aggressor Russland, soll in die EU aufgenommen werden. Gleichzeitig warten etliche Balkanstaaten trotz immenser interner Probleme auf Zugang. Doch ist die EU überhaupt aufnahmereif oder droht sie an einer neuen Erweiterung zu zerfallen? Länder wie Ungarn scheinen mitunter enger an Russland und China angebunden zu sein als an Brüssel. In dem Vortrag soll es darum gehen, was passieren muss, um die Europäische Union wieder handlungsfähig zu machen. Georg Escher, langjähriger Außenpolitik-Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten, ist als Journalist, Referent und Moderator tätig (Schwerpunkt: Außen- und Sicherheitspolitik).
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 schien vieles vorstellbar. Von einer „Friedensdividende“ war die Rede, nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Warschauer Pakt schien auch ein Ende der Nato denkbar. Der Kreml-Reformer Michail Gorbatschow entwarf die Vision vom "gemeinsamen europäischen Haus“. Politiker wie Helmut Kohl oder François Mitterrand dachten über den blockübergreifenden Ausbau der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) nach. US-Präsident George H.W. Bush schwebten regionale Sicherheitsverbünde vor. Doch all diese Chancen wurden nicht genutzt. Wäre es nicht Zeit, angesichts der aktuellen Krisen neu über solche Konzepte nachzudenken? Georg Escher, langjähriger Außenpolitik-Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten, ist als Journalist, Referent und Moderator tätig (Schwerpunkt: Außen- und Sicherheitspolitik).
„Demokratie lebt vielfach von Voraussetzungen, die sie selbst nicht garantieren kann.“ Der berühmte Leitsatz des Staatsrechtlers Böckenförde bezieht sich auch auf unseren demokratischen Diskurs: Damit ein demokratischer Konsens ermöglicht wird, müssen Bürger, Parteien und Verbände einen Wettstreit um die besten Argumente und Inhalte führen. Bestenfalls anhand objektiver Fakten, mit Respekt vor abweichenden Meinungen und dem Gegenüber und mit Bereitschaft zu Kompromissen. Diese „Debattenkultur“ wird durch die negativen Begleiterscheidungen der sozialen Medien heftig attackiert: Fake News, gezielte Desinformation, Beleidigungen und extremistische Inhalte (sowie die häufig fehlende Sanktion derartiger Phänomene) vergiften den demokratischen Diskurs und legen die Axt an die Wurzel unserer liberalen Demokratie. Unserer Vortrag soll diese gefährliche Entwicklung aufgreifen, Chancen und Risiken des digitalen Diskurses diskutieren und aufzeigen, warum wir unsere Demokratie vor derlei Entwicklungen auch stärker schützen müssen. Simon Moritz ist Diplom-Politologe und selbstständiger Dozent in der politischen Erwachsenenbildung.
Das Verhältnis zwischen Recht und Gerechtigkeit ist eines der ewigen Probleme in der Philosophie. „Geltendes positives Recht kann ungerecht sein“ – schon bei diesem Satz herrscht Uneinigkeit. Während einige sagen, Gerechtigkeit sei nichts weiter als ein „subjektives Gefühl“, sagen andere, es gäbe objektive Gerechtigkeitsmaßstäbe, die geltendes Recht „ausstechen“ könnten. Worin aber diese Maßstäbe bestehen… darüber wird bis heute kontrovers diskutiert. Die erste Sitzung des Kurses besteht in einem philosophiehistorischen Überblick über die wichtigsten Positionen zu diesem Fragenkomplex. In den folgenden Sitzungen werden vor allem tatsächliche oder fiktive (Gerichts-)Fälle die Hauptrolle spielen, anhand derer wir miteinander im offenen Diskurs die Untiefen und Widersprüchlichkeiten des Verhältnisses von Recht und Gerechtigkeit auszuloten versuchen.
Spätestens mit der sogenannten „Flüchtlingswelle“ vor einem knappen Jahrzehnt sind Fragen der Migration zu einem der dominierenden Politikfelder Europas erwachsen. Gesamteuropäische Lösungen werden gefordert und dringend benötigt, scheiterten aber sehr lange am engen Rechtsrahmen der Dublin-Verordnungen und an den nationalen Egoismen der EU-Mitgliedsstaaten. Gleichzeitig verfällt die EU insgesamt in eine Migrationspolitik, die von zunehmender Härte gegenüber Asylsuchenden in vielen Mitgliedsstaaten befeuert wird - und die bei der Sicherung der EU-Außengrenzen nicht selten moralische und rechtliche Kontroversen auslöst. Verrät Europa unter dem Druck der globalen Migration seine selbst gewählten Werte und Ideale? Wie könnte die weitere Asylpolitik der EU unter den veränderten Bedingungen nach den Europawahlen 9. Juni 2024 aussehen? Diese Fragen soll unser Vortrag aufgreifen und zur kritischen Diskussion über eine zeitgemäße Asyl- und Migrationspolitik anregen. Simon Moritz ist Diplom-Politologe und selbstständiger Dozent in der politischen Erwachsenenbildung.
Als „besseres Deutschland“ betitelte der STERN bereits 2005 unsere österreichischen Nachbarn. Diese These hatte seinerzeit vor allem wirtschaftliche Wurzeln, attestierte man dem Alpenstaat damals doch eine größere ökonomische Flexibilität als dem „großen Bruder“ im Norden. Gerade in der jüngeren Vergangenheit aber wird Österreichs Innenpolitik zunehmend skeptisch betrachtet, nicht nur durch die „deutsche Brille“. Häufig spielt dabei der frühzeitige und nachhaltige Aufstieg rechtspopulistischer Kräfte in Österreich eine Rolle, gerade in Verbindung mit einer vergleichsweise strengen Migrationspolitik und verschiedenen Skandalen rund um herausgehobene Politiker wie Kurz, Strache oder Kickl. Wir wollen mit unserem Vortrag den Versuch wagen, Österreichs Politik einer kritischen (und, soweit es uns als Deutsche möglich ist, trotzdem objektiven) Bestandsaufnahme zu unterziehen. Simon Moritz ist Diplom-Politologe und selbstständiger Dozent in der politischen Erwachsenenbildung.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatte Francis Fukuyama schon etwas voreilig das „Ende der Geschichte“ ausgerufen. Doch die Welt dreht sich schneller denn je. Die Gewichte verschieben sich. Lange waren die USA unangefochten die Weltmacht Nummer eins, aber das gilt nicht mehr. Vor allem China, ebenso Indien, Brasilien, das machtbewusste Russland und Südafrika - die BRICS-Staaten - stellen diese unipolare Welt infrage und fordern ihren Platz in einer multipolaren Welt. Die Europäer sehen wie gelähmt zu, obwohl sie von den Folgen ebenso betroffen sein werden. Georg Escher, langjähriger Außenpolitik-Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten, ist als Journalist, Referent und Moderator tätig (Schwerpunkt: Außen- und Sicherheitspolitik).