Kursnummer | 10001 |
Dozenten |
Leonhard F. Seidl
Dr. Frauke Bayer |
Datum | Mittwoch, 08.02.2023 19:00–21:15 Uhr |
Gebühr | kostenlos |
Ort |
Hirschenstr. 27, Bistro
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»Worte können sein wie winzige Arsendosen. Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da. Wenn einer lange genug für heldisch und tugendhaft: fanatisch sagt, glaubt er schließlich wirklich, ein Fanatiker sei ein tugendhafter Held, und ohne Fanatismus könne man kein Held sein«, schrieb der Sprachwissenschaftler Victor Klemperer über die Sprache des Dritten Reiches.
Für die heutige extreme Rechte ist die Sprache ebenfalls von enormer Bedeutung, sie zählt zu ihren wichtigsten Instrumenten. Worte wie "Flüchtlingstsunami", oder „jüdisches Finanzkapital“ entmenschlichen, verschieben Diskurse und Werte. Unsagbares wurde wieder sagbar, Antisemitismus und Hetze gegen Geflüchtete, Homosexuelle und politische Gegnerinnen und Gegner wieder salonfähig. Die geistige Brandstiftung gipfelte in den rechtsextremen Terroranschlägen von Christchurch, Halle und Hanau. Seit 1992 wurden über 200 Menschen in Deutschland durch rechte Gewalt getötet.
Der Schriftsteller Leonhard F. Seidl wird die Sprache und Strategien der extremen Rechten analysieren, wie beispielsweise die Täter-Opfer-Umkehr, mit der sich Rechtspopulisten und Rechtsextreme als Opfer von Diskriminierung stilisieren. Er wird darlegen, wie dieser Sprache und den Strategien begegnet werden kann.
Leonhard F. Seidl, mehrfach ausgezeichneter Autor, Träger des Kulturpreises der Stadt Fürth, ist Vorsitzender des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di Mittelfranken.
Die Moderatorin Dr. Frauke Bayer beschäftigt sich als Literaturwissenschaftlerin mit der Wirkung von Sprache.
Vorherige Anmeldung erforderlich.
Projektförderung durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus