Brunnbauer, Andreas
Was passiert hinter den Kulissen, wenn Staaten sich modernisieren wollen – und dabei auf ein fragiles Gefüge aus Politik, Verwaltung und internationalem Druck treffen? Wie erleben Fachleute vor Ort den schmalen Grat zwischen Reform, Realität und geopolitischen Spannungen? Der Referent war zwischen 2016 und 2021 in herausgehobener Position für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Ukraine sowie als offizieller Repräsentant des Freistaats Bayern in Russland tätig. Er berichtet aus erster Hand von seinen Erfahrungen mit der Umsetzung wirtschaftlicher und verwaltungsbezogener Reformen, gibt Einblicke in die institutionellen Strukturen beider Länder und schildert, wie Vertrauen entsteht – und wo es scheitert. Dabei geht es nicht um Zahlenkolonnen oder Presseberichte, sondern um persönliche Beobachtungen und fachlich fundierte Einschätzungen aus einer Perspektive, die selten öffentlich sichtbar ist: Wie weit gehen die Reformanstrengungen in der Ukraine wirklich? Welche Rolle spielten westliche Partner – und welche Widerstände traten auf? Wie gestalteten sich die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland – vor dem Angriffskrieg? Und was sagt all das über die tatsächliche Nähe (oder Ferne) der Ukraine zur Europäischen Union? Ein Abend, der dazu einlädt, den Konflikt aus einer anderen, oft übersehenen Perspektive zu betrachten – und sich ein eigenes, differenziertes Bild zu machen.
Der Ukrainekrieg ist nicht nur ein militärischer Konflikt – er ist auch ein Krieg der Bilder, Worte und Narrative. Um die Wirkung von Propaganda in beiden Ländern zu begreifen, lohnt sich der Blick hinter die Kulissen: auf die kulturellen Prägungen, historischen Erfahrungen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen der Ukraine, Russland – und im Vergleich auch zu Deutschland. Der Referent spricht Russisch und hat in beiden Ländern mehrere Jahre gelebt und gearbeitet. Auf dieser Basis vermittelt er einen differenzierten Zugang zu den Medienrealitäten in Russland und der Ukraine. Mithilfe authentischer Beispiele – Videomitschnitte aus Nachrichtensendungen, Ausschnitte aus Printmedien und Posts aus sozialen Netzwerken – eröffnet er einen direkten Zugang zur Frage: Wie wirken mediale Botschaften in den jeweiligen Ländern – und warum? Gleichzeitig wirft die Veranstaltung die Frage auf, wie tief Propaganda in kulturellen Mustern verankert ist – und wie sich westliche Wahrnehmung davon unterscheidet. Die Veranstaltung bietet einen interkulturellen Blickwinkel, der den Raum öffnet für Verständnis, Einordnung und kritische Reflexion – ohne Vereinfachung oder Schuldzuweisung. Ein Abend für alle, die sich intensiver mit dem Ukrainekrieg und seiner Darstellung auseinandersetzen möchten – jenseits bekannter Narrative.